Jahresrückblick 2020 von Absagen und Abenteuern

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Hochzeiten wurden wegen Corona verschoben
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Mein Jahresrückblick 2020: Von Elternzeitreise zu Coronalockdown und anderen Erlebnissen

Es ist Zeit für meinen Jahresrückblick 2020. Ich glaube, dass so einige von uns 2020 mit einem großen A****tritt verabschieden möchten und den Neubeginn kaum erwarten können. Auch ich bin froh, wenn es zu Ende geht und habe doch so viel überraschend Schönes erlebt.

Das Jahres-Au revoir begehe ich mit meinem Jahresrückblick 2020. Es ist der erste meines Lebens. Für die Themensammlung bin ich alle meine Fotos durchgegangen, habe dabei viel geschmunzelt, manches Mal Tränen in den Augen gehabt und häufig gedacht „Boah, dass habe ich komplett vergessen“.  Aus allen diesen Themen habe ich ein paar ausgesucht. Folgt mir über meine Coronaschmalspurelternzeitreise in die Anlage meines Vorgartens, erlebt meinen Businessshutdown, meinen Instagramgang. Lest wie ich wieder Mama wurde und Angst hatte meinen Sohn zu verlieren. Folgt mir in das Midlifecrisisabenteuer meines Mannes und den Stillstand meines binationalen Lebens. Willkommen in meinem Jahresrückblick 2020.

 

1. Zum Start – Mein Jahresrückblick 2020 in einer Zahl

Jahresrückblick 2020 nicht ohne die 2

Eine Zahl dominierte mein Jahr – die 2. Schaut mal, wo die 2 überall eine Rolle in meinem Jahresrückblick 2020 spielt!

  • Bin jetzt Mama von 2: Mein 2. Kind wurde am 20.02.2020 geboren, wog 2900 Gramm, wir lagen in Zimmer 220. Jetzt lebt mein Kind mit mir in der Hausnummer 2
  • Zum 2ten Mal habe ich eine Elternzeitreise absagen müssen. Das war mein großer Downer 2020.
  • Corona in einer Zahl für mich:
    • 2 Mal Coronalockdown: Das heißt 2 Mal Kinder und Business unter einen Hut bekommen.
    • 2 Coronatests habe ich hinter mir. War also 2 Mal in Quarantäne.
    • Ich habe meine Eltern nur 2 Mal getroffen (f*** Corona).
    • Ich kenne zwei Menschen die an Corona gestorben sind (f*** you even more Corona) Während ich das schreibe, bange ich um eine dritte Person und hoffe, dass sie durchkommt.
  • Ich war 2 Mal im Urlaub: Eine Radreise und einen Monat in la France. Unsere Radreise war genau 220 km lang.
  • Während ich das schreibe, habe ich 222 Instagramfollower
  • 2 Mal habe ich Hochzeiten verschieben müssen: Im Grunde kann ich seit Corona nicht arbeiten und weiß nicht wo es nächstes Jahr hingeht.
  • Ich habe 2 Mal Rasen angelegt: Einmal vor einmal hinter dem Haus.
  • Ich habe 2 Kuchen gebacken. Das ist eine Menge für mich. Ich bin die Verkörperung der Backmuffeline.

2. Elternzeitreise von Osnabrück nach Albanien

Das Motto für den Jahresrückblick 2020 hätte „Les Calba go Elternzeitreise– mit dem Auto durch Europa“ sein sollen. Ich war schwanger, unsere Tochter kam zur Welt. Ziel war eine große Elternzeitreise durch Ost- und Südosteuropa. Mit dem Auto von der Haustür bis Albanien. Das ist ein langgehegtes Traumziel von mir. Seit meiner Jugend möchte ich dort hin. Immer kommt was dazwischen.

Route unserer geplanten Elternzeitreise

Die Absage der Reise 

Route geplant, Budget angespart, Auto ausgestattet, Bedenken bei den Großeltern ausgeräumt und dann – Absage. Corona. Auch als die Grenzen wieder offen waren, wollten wir nicht mit Baby und Kleinkind durch ganz Europa tingeln. Da waren wir zu viel Schisser. Wir wollten auch selbst nicht das Virus durch Europa tragen und Gesundheitssysteme unnötig belasten. 

Die Elternzeitreise -abgesagt

Warum es für mich so schwer war zu canceln

Für mich war die Absage ein herber Schlag. Herber als für den Rest meiner Familie. Ich bin mein Leben lang viel unterwegs gewesen. Habe in den USA, Spanien, der Türkei und Frankreich gelebt. Habe Projekte in Südafrika und Rumänien begleitet und bin viel rumgentingelt. Das ist die letzten Jahre eingeschlafen.

Bereits zur Geburt unseres ersten Kindes mussten wir eine Elternzeitreise absagen. Mein Mann hatte seine Traumstelle gefunden. Arbeitsbeginn genau im Reisezeitraum. Ade Traum von Neuseeland hieß das. In Folge war eine Elternzeitreise meine kleine Bedingung für ein zweites Kind.

Als der positive Schwangerschaftstest vor uns lag, fingen wir gleich an zu planen. Die zweite Absage war der emotionale Downer für mich.

Wie wir am Ende wenigstens eine Schmalspurelternzeitreise geschafft und unser eigenes kleines Abenteuer vor der Haustür erschaffen haben, lest ihr als nächstes.


3. Unsere Schmalspurelternzeitreise mit dem Fahrrad bis fast an die Nordsee

Unsere Schmalspurelternzeitreise fand tatsächlich auf schmaler Spur statt. Vom Auto stiegen wir aufs Rad. Den Emsradweg von Rheine bis Emden hatten wir gewählt. Unser fünfjähriger Sohn sollte die Strecke auf seinem eigenen Rad hinlegen. Eins kann ich verraten – er hat es geschafft. Die ganzen 220 km. Er darf mächtig stolz auf sich sein. Wir sind es auch.

Mein Mann und ich hatten als Studis bereits eine Radreise unternommen und hatten da wieder Bock drauf. Die perfekte Coronalternative für uns.

Dieses Familienabenteuer muss auf jeden Fall in den Jahresrückblick 2020.

Auf ins Familienabenteuer

Unser Plan(los)

Ehrlich gesagt waren wir ziemlich planlos. Wir hatten so grob eine Strecke. Also irgendwie an der Ems lang und auf jeden Fall bis an die Nordsee (oder fast). Wir wussten nicht Mal, wann es losgehen sollte. Bis zum Schluss war nie ganz klar, ob wir tatsächlich fahren würden. Ende September sagten wir „Los, wir machen das jetzt.“ Uns blieb eine Woche zum Planen und Packen. Wir hatten nicht mal ein passendes Fahrrad für unseren Sohn. Das ergatterten wir am Tag vor der Abreise.

Die Nacht vor Abreise haben wir endlich gepackt. Taschen und Fahrradanhänger wurden vollgestopft. Wir fielen tot ins Bett und freuten uns auf den nächsten Tag

Unsere Ausstattung

Die Ausstattung auch so ein Thema für sich. Sagen wir so, wir machten es mit dem, was wir hatten. 

  • Nahmen unsere zwei schweren Hollandräder. Fazit: Ging super, auch ohne Tourenräder.
  • Aus dem Keller kramten wir unsere 10 Euro Radreisetaschen aus der Studienzeit. Passten. Gepackt und aufgeschnallt. Die Billigteile haben auch nach 15 Jahren noch mitgemacht.

    Zwei Hollandräder ein Anhänger und los ging es

Los geht’s!

Von Osnabrück mit dem Zug nach Rheine auf die Räder und los ging‘s. Die Zugfahrt war an der ganzen Reise das Anstrengendste. Mit den vollen Rädern, Kleinkind und Baby im Anhänger die Bahnhofaufzüge hoch- und runtergefahren. Nervtöt.

Mit den Regenlücken unterwegs

Es war ein goldener Herbst – bis wir losfuhren. Mit unserem ersten Tag kam das Regenwetter. Jeden Tag in die Wetterapp geschaut, ob und wann wir fahren können. Mein Mann, unser Wetterfrosch, hat immer die Regenlücken für uns erwischt.

Gleich erwischt uns der Platzregen

So fuhren wir stetes mit Regen vorm Bauch und im Rücken. einmal waren wir nicht schnell genug. Uns erwischte ein Platzregen. Wir wurden nass bis auf die Haut. Das war ein tolles Abenteuer.

Einen Tag mussten wir in Papenburg bleiben, da es in Strömen regnete. Das hat sich gelohnt. Wir konnten uns die Meyer Werft anschauen, die größte Tür der Welt sehen und beobachten, wie Kreuzfahrschiffe gebaut werden.

Etappe für Etappe

Jeden Tag haben wir 30-40 km Strecke gemacht. Anfangs dachten wir, unser Sohn schaffe nicht mehr als 20 km pro Tag. Falsch gedacht. Fielen wir abends müde ins Bett, wollte er noch Fangen spielen oder das Hotelbett zum Trampolin machen. Also haben wir unser Pensum auf die 30-40 km erhöht. Hat der Kleine locker weckgesteckt.

Wir haben richtig viel erlebt. Waren in einem Maislabyrinth, haben Mühlen besichtigt, mein Sohn durfte Kapitän auf einer Fähre spielen. Wir haben tolle Städte besichtigt, waren auf einem Rummelplatz und haben eine Hafenrundfahrt gemacht. Wir haben uns jeden Tag treiben lassen. Sind ohne festen Plan gefahren und das war genau richtig. Wir haben mitgenommen, was uns am Wegesrand begegnete. Echte Entschleunigung würde ich sagen.

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Platte Reifen

Drei Mal hatte unser Anhänger einen Platten. Drei Mal im selben Rad. Flickzeug hatten wir dabei, aber keine Pumpe. Tadaa, ohne Pumpe bringt auch das beste Flickzeug nichts. Am Ende waren wir nicht traurig drum.

Platten Reifen flicken

So haben wir viele nette Emsländer*innen kennengelernt. Beim ersten Platten einen Landwirt, der uns auf seinen Hof einlud. Beim zweiten ein paar Segelflieger*inndn, die uns auf ihren Flugplatz brachten und beim dritten die Angestellten unseres Hotels, die uns in ihre Hinterhütte mitnahmen.

Das Beherbergungsverbot und unserer Wut

Auf der Hälfte der Strecke kam das Beherbergungsverbot. Wir fuhren gerade mitten durch ein Risikogebiet – das Emsland. Was bedeutete das jetzt für uns? Abbrechen? Wir waren so sauer. Wir hatten alles gemacht, wie von der Politik verlangt. Hatten unsere Europareise abgesagt und uns für Reisen im eigenen Land entscheiden. Statt in der Sonne zu liegen, fuhren wir unter Regen durchs Emsland und sollten jetzt nach Hause? Wir wollten auch für unseren Sohn das Erfolgserlebnis an Ziel zu kommen. Das Beherbergungsverbot war so schnell vom Tisch wie es gekommen war und für uns ging es weiter.

Am Ziel

Nach zehn Tagen kamen wir in Emden an. Juhu! Müde aber stolz! Wir verbrachten dort unsere letzte Nacht, machten eine Hafenrundfahrt und heim ging es. Über die Bahnfahrt schreibe ich lieber nichts. Abenteuerurlaub ist mit der Deutschen Bahn immer garantiert.

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Am Ziel in Emden YEAH

So war es für uns

Die Schmalspurelternzeitreise war ein richtig tolles Familienabenteuer. Wir haben Lust auf mehr und wollen schon bald unsere nächste Fahrradreise machen. Auf so einer Reise muss man gut zusammenhalten, sich anspornen. Man muss gemeinsame Routinen entwickeln, um die täglichen Ortswechsel zu meistern. Ich bin stolz auf uns und vor allem auf unseren Fünfjährigen. Chapeau!

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4. Corona und mein Hochzeitsbusiness

Dieses Jahr musste ich viel Brauttränen trocknen. Auch das gehört zu meinem Jahresrückblick 2020. Als Traurednerin feiere ich mit Paaren ihre Liebe. Ich genieße das Privileg sie auf einem kleinen Stück in ihr Glück zu begleiten. Normalerweise bringe ich sie dabei zum Lachen und lasse auf Trauungen Freudentränen bei Paar und Gästen fließen. Wobei auch mein Auge nicht immer trocken bleibt. Dieses Jahr musste ich Tränen der Traurigkeit trocknen. Hochzeiten mussten verschoben oder ganz abgesagt werden. Der Grund ist ja klar: Corona.

Hochzeiten wurden wegen Corona verschoben

Hochzeiten wurden wegen Corona verschoben

Dabei hatte ich und hatten meine Paare noch Glück im Unglück. Auf Grund der Geburt meiner Tochter hatte ich nur einige wenige Hochzeiten angenommen. Zwei gute Seiten hatte das. Erstens, ich habe allen meinen Paaren einen Alternativtermin 2021 anbieten können und zweitens, war mein finanzieller Verlust nicht so groß.

Trotzdem tat es mir weh zu sehen, wie traurig meine Paare waren. Sie stecken so viel Liebe, Vorfreude und nicht zuletzt Arbeit und Geld in ihren Tag.

Darf man 2021 heiraten?

Noch Schwieriger ist – was wird nächstes Jahr heiratstechnisch erlaubt sein? Ich bleibe positiv und hoffe, 2021 wird das Jahr der Liebe, dass meine Paare ihre Hochzeiten rocken und feiern können, wie keine Brautpaare vor ihnen. Sie haben es sich verdient. Doch momentan sind private Feiern weiterhin mir großen Fragezeichen besetzt. Wird man wieder so feiern können wie letztes Jahr? Werden meine Paare noch einmal verschieben oder vielleicht vor Frust ganz absagen?

Ich frage mich inzwischen auch, was das dann für mich bedeutet. Komme ich über ein zweites Jahr? Dabei bin ich noch privilegiert mit meinem Extrastandbein an der Uni. Damit kann ich mich über Wasser halten. Ich denke häufig an die vielen tollen Kolleg*innen, die nur mit Hochzeiten ihr Geld verdienen. Die es sich zur Lebensaufgabe gemacht haben, Paare glücklich zu machen.

Ich glaube inzwischen hat jeder verstanden, dass es die Veranstaltungsbranche hart getroffen hat. Aber wusstet ihr, dass der Verlust alleine in der Hochzeitsbranche bei über 1 Mrd. Euro liegt? Das ist eine Hausnummer. Ich bleibe positiv.

So möchte ich nächstes Jahr wieder trauen.


 

5. Corona und unser binationales Leben

Jetzt wird es kurz politisch. Ich lebe in einer binationalen Welt. Mein Leben spielt sich zwischen Frankreich und Deutschland ab. Grund – die Liebe meines Lebens, der Vater meiner Kinder, der Traum aller Schwiegermütter ist Franzose. Mit unseren Kids geht es rege zwischen beiden Welten hin und her. Wann immer die Möglichkeit besteht, fahren wir nach Burgund, genießen Familie, Klima und Wein, Wein und nochmals Wein. Am 15. März kam dieses Leben zu einem jähen Stillstand. Auch das muss in meinen Jahresrückblick 2020.

Grenze gesperrt

Die Grenzen sind dicht

Die Grenzen – dicht! Kann das möglich sein? Was passiert hier gerade in unserem Europa? Unglaublich, so etwas in einem Jahresrückblick 2020 schreiben zu müssen.

Über Nacht zerfiel das Europa der offenen Grenzen wieder in Inseln von Nationalstaaten. Wir mussten sehen, wie Grenzschranken heruntergelassen wurden. Unsere Familie war mit einem Mal so fern.

Wir sind aufgewachsen in einer Welt ohne Passkontrollen, haben nur grau melierte Erinnerungen von Warteschlangen an Grenzen. Unsere Welt ist die der Deutschfranzösischen Freundschaft. Unsere Realität ist die von Erasmus, gemeinsamer Währung, Grenzpendlern. Es ist die Welt unserer Deutschfranzösischen Liebe, die unsere binationalen Kinder hervorgebracht hat (Unsere Urgroßväter würden sich wohl im Grabe herumdrehen).Wir sind Europäer*innen und die Schließung der Grenzen war emotional einschnürend für unserer Herzen.

Wo ist die europäische Solidarität?

Doch was uns richtig schockierte, was uns wütend machte, war die Abwesenheit Europas in den Nachrichten. Wir wollten wissen, wie es unseren Nachbarn ging. Wie ist es in Italien, Tschechien, Holland, Frankreich und all den anderen Nationen? Es kam uns zu wenig. Mitgerissen und beschämt hat uns die fehlende Solidarität. Wie schnell verfielen wir nicht nur an Grenzübergängen zu Inselnationen, sondern in den Köpfen. Warum wurden keine Kranken eingeflogen? Es wurde nur darüber gesprochen wer die meisten Intensivbetten habe, wer die meisten Tests erhaschen konnte und den größten Maskenvorrat besitze. Es war eine große Erleichterung, als sich Ursula von der Leyen am 16.04. dafür entschuldigte, die mangelnde Solidarität anprangerte und die Europäischen Nationen dazu aufrief, sich gegenseitig zu stützen. Noch immer ist es unglaublich, dass es einen Monat brauchte, bis diese Worte kamen.

Hin zu der Frage für den Jahresrückblick 2020. Welche Auswirkungen hatte die Schließung der Grenzen direkt für uns.

Danke in Blumen

Wer darf sich über welche Grenze bewegen?

Die geschlossenen Grenzen warfen viel Fragen auf. Wer von  uns darf nun eigentlich über die Grenze? Während des Lockdowns hatten wir zwar nicht vor nach Frankreich zu fahren, aber was wenn doch? Dürfte ich als Ehefrau mit? Eine Zeitlang durfte ich es nicht. Dürften die Kinder mit? Dürfte mein Mann problemlos wieder nach Deutschland einreisen? Was ist mit unserer Tochter? Sie hatte noch keine Papiere. Lediglich die Geburtsurkunde. Alle Ämter waren geschlossen und wir kamen an keine Meldebescheinigung, geschweige denn einen Kinderpass. Das alles verunsicherte uns. Was würden unsere unterschiedlichen Pässe im Ernstfall für uns bedeuten? Wie schnell könnte unsere Familie auseinandergerissen werden? Da ist ganz viel Kopfkino bei uns abgelaufen. 

Mein Mann will sich einbürgern lassen

Die konkreteste Folge davon – Mein Mann wird sich einbürgern lassen. Es macht etwas mit einem, wenn die Grenzen plötzlich dicht sind und man sich der unterschiedlichen Pässe in den Händen schlagartig bewusst wird.

Einbürgerung ja oder nein

Die Wichtigkeit und Bedeutung dieser Dokumente sind plötzlich ganz greifbar.

Mein Mann fing an nach Einbürgerung zu googeln. Setze sich abends hin und versuchte sich am Online Einbürgerungstest. Er las alles zu Sprachvoraussetzungen, Kosten usw. Eine Einbürgerung war das letzte worüber mein französischer Mann vor Corona nachgedacht hätte.

Die Angst meiner Schwiegermutter

Ein Moment, der mir wie ein Nadelstich im Gedächtnis bleiben wird, ist ein Whatsapptelefonat mit meiner Schwiegermutter. Ich werde nie diese Angst in ihrem Blick, das Zittern in ihrer Stimme vergessen. Solche Anrufe sind bei uns alltäglich und immer von Freude und Leichtigkeit geprägt. 

Diesem Telefonat fehlte die Leichtigkeit. Meine Schwiegermutter, die Ruhe in Person, die Optimistin schlecht hin, hatte Angst. Ich hatte sie nie so gesehen. Obwohl unausgesprochen, schrie uns formlich an was sie dachte – „Werde ich meine Enkel je wiedersehen?“ Hört sich total pathetisch und nach Endzeitfilm an, war aber es. Nach dem Auflegen, sahen mein Mann und ich uns schweigend an. Für uns zwei war das ein kurzer aber prägender Moment dieser ganzen Coronakrise.

Endlich in Frankreich

Unterwegs in Frankreich

Als die Grenzen wieder offen waren, fuhren wir für einen ganzen Monat nach Frankreich. Eine der vielen schönen Sachen in diesem Jahresrückblick 2020.

Wir nisteten uns bei meinen Schwiegereltern ein und genossen die Zeit in Burgund. Endlich konnten wir unsere Tochter der Familie vorstellen.

Die Großeltern übernahmen hin und wieder die Kinder und mein Mann und ich hatten nach dem Kita-zu und Homeoffice-Stress endlich mal wieder Luft zum Atmen. Zeit zu zweit.

Corona und der neue Alpentourist

Für eine Woche ging es in die französischen Alpen. Wir genossen die Weite der Berge und schalteten ab. Hier beobachteten wir einen interessanten Coronoeffekt. Die Hütten waren voll mit den sonst üblichen Strandtouristen. Corona hatte die Touristenströme umgeleitet. Als Kulturanthropologin und Geographin fand ich das spannend zu beobachten.

Wandern in den Alpen

Der zweite Lockdown und die Hauruckreise meiner Schwiegereltern

Als ein zweiter Lockdown in Frankreich und Deutschland absehbar wurde, reisten meine Schwiegereltern in einer Nacht-und-Nebel-Aktion an. Es war ein Anfall von Panik. Sie hatten Angst, die Grenzen würden wieder dicht gemacht. Nie haben sie so schnell ihre Koffer gepackt. Am nächsten Tag waren sie da. Hier erst Mal zum Coronatest und in Quarantäne. Dann die Ankündigung des neuen Lockdowns in Frankreich, und eine Frist für alle Franzosen bis Sonntag in ihre Heimat zurückzukehren. Noch bevor das Testergebnis vorlag, mussten meine Schwiegereltern wieder abreisen.


 

6. Der Midlifecrisis-Tag meines Mittdreißiger Mannes

Mein cooler Ehemann

Zu meinem Jahresrückblick 2020 gehört ein gebrochener Ellenbogen. Morgens wachte mein Mittdreißiger Mann auf, schaute mich verschlafen an und unterbreite mir, er kaufe sich heute ein Skateboard. Okay, why not.

Er zog gleich in den Skatershop und besorgte sich ein richtig gutes Board. Los ging es in den Skatepark. Lief ganz gut – für 15 Minuten. Mein Mann fühlte sich jung und cool. Ich war auch davon angetan, wie geschmeidig er auf dem Brett dahinrollte.

Wieso nicht gleich springen, dachte der sich. Erster Sprung. Das Nächste was ich sehe, mein Göttergatte am Boden, ein Sechzehnjähriger der ihm die Hand reicht und fragt: „Brauchen Sie Hilfe?“ Das war es mit dem jung und cool. Mein Mann nahm all seinen Mittlifecrisisstolz zusammen, antwortete „geht schon“ und stand auf.

Gebrochener Ellenbogen nach Midlifecrisismoment

Dann lief er mit Arm unter der Brust auf mich zu und meinte nur: „Sandra ich kriege keine Luft mehr, bring mich nach Hause.“ Ergebnis der Mittdreißiger-Aktion – ein gebrochener Ellenbogen.

Ich liebe diese Geschichte. Ich erzähle sie immer mit viel Lachen. Hört sich vielleicht gehässig an, aber mein Mann und ich lachen beide gerne darüber.

Übrigens fährt er inzwischen wieder Skateboard. Achja, er ist jetzt Träger von Ellenbogenschoner 😉


 

7. Der Tag an dem meinem Sohn die Luft wegbliebt – oder mein Sohn und das Stück Brötchen

Dieses Kapitel für meinen Jahresrückblick 2020 zu schreiben, fällt mir schwer. Ich weiß jetzt schon, dass mir die Tränen kommen werden. Dabei ist der Moment, um des es geht, ein ganz kurzer. Es ist der Augenblick in dem ich nachts von einem Japsen aufgeweckt wurde und nur noch ein gehauchtes „Mama, ich bekomme keine Luft mehr“, hörte. So, da sind sie schon die Tränen. Kurze Schreibpause, Tee trinken.

Weiter geht es. Wir hatten einen so schönen Tag. Mit Freunden waren wir Grillen im Freizeitpark. Bei der Ankunft entstand dieses Foto.

Hier ist noch alles in Ordnung

Der Linke, den liebe ich so. Das ist mein Sohn, Hand in Hand mit seinem besten Freund. Das Foto ist für mich so bewegend. Es ist ein paar Stunden vor dem Japsen aufgenommen worden. Auf dem Bild ist alles noch in Ordnung. Die Jungs platzen vor Vorfreude.

Wir hatten Brötchen mitgebracht. Ganz harmlose, stinknormale Weizenbrötchen. Wer hätte gedacht, dass eines davon so verhängnisvoll werden würde. Auf dem Rückweg im Auto aß mein Sohn eines davon. Er fing an zu Husten, hatte sich verschluckt. Nichts Schlimmes. Als es vorbei war, meinte er: „Mama, da steckt noch was drin.“ „Trink was!“, habe ich gesagt und damit war das Thema durch – bis das Japsen kam.

Ich sprang aus dem Bett und rannte zu meinem Sohn. Als ich sah, dass er nur noch still nach Luft rang, um Sauerstoff kämpfend, rannte ich sofort zum Telefon und rief die 112. Bloß keine Zeit verlieren. Erst da wachte mein Mann auf. Er ging zu unserem Sohn. Er klopfte ihm auf den Rücken, machte die Fenster auf und redete ihm gut zu. Es waren die schlimmsten Minuten meines Lebens. Plötzlich bekam mein Sohn wieder Luft. Gott sei Dank!

Die Jungs von Rettungsdienst kamen, hörten die Pfeifgeräusche meines Sohnes beim Atmen und meinten er müsse ins Krankenhaus. Es höre sich an, als stecke noch etwas in Lunge oder Luftröhre. Mein Mann fuhr mit. Ich musste bei unserem Baby bleiben. Zu Hause saß ich wie auf heißen Kohlen und starrte unentwegt mein Telefon an. Dann der Anruf: „Sandra, er muss zur Bronchoskopie. Sie vermuten, es steckt etwas in der Lunge.“

Ich machte mich auf den Weg, kam gerade noch rechtzeitig vor dem Eingriff und durfte meinen Sohn bis zum OP begleiten. Tatsächlich haben sie nichts in der Lunge gefunden. Zu sehen waren jedoch Verletzungen am Kehlkopf und eine gereizte Luftröhre. Die Ärztinnen gehen davon aus, dass unser Sohn das Stück Brötchen tatsächlich aspiriert hatte und am Morgen das große Glück hatte, es ausgehustet zu haben.

Was genau passiert ist, werden wir nie wissen. Wir sind einfach nur froh, dass wir mit unserem Sohn ein paar Wochen später seinen fünften Geburtstag feiern durften. So, wieder Tränen. Schluss jetzt mit dem Kapitel.


 

8. Es ist ein Wunder– Ich habe das Backen angefangen

Ich bin die größte Backmuffeline, die auf diesem Planeten wandelt. Das Backen ist mir völlig fremd. Es ist etwas, das mich schnell frustriert und das Putzen im Nachgang treibt mich in den Wahnsinn. Es grenzt also an ein Wunder, dass ich dieses Jahr das Backen angefangen habe. Inzwischen hat sich eine Ansatzleidenschaft fürs Backen bei meinem Mann und mir entwickelt. Ich bin die, die das am wenigsten glauben kann. Das ist auch was für den Jahresrückblick 2020.

Wie kam ich zum Backen? Netflix sei Dank. Mein Mann und ich haben begonnen Backshows zu schauen. Schön anzusehen waren sie, aber wir verstanden so gut wie keine Backvokabel. Was um Himmelswillen ist eine Ganache, was eine Buttercreme und was soll dieses Fondant sein? Regelmäßig lief uns das Wasser im Mund zusammen. Uns packte die Neugier, unsere Gaumen geschmacklich mit all diesen Fremdwörtern zu verwöhnen. Plötzlich fingen wir an zu backen.

Das Einhorn auf dem Foto war mein erster Kuchen seit Jaaaaaahren. Ich gebe zu – es war eine Backmischung. Das ist für mich aber echt schon was.

Mein erster Kuchen 2020

Bei diesem Werk ging es mir hauptsächlich um die Deko. Ich finde sie ist mir gut gelungen.  Ihr könnt euch denken, das Einhorn war für einen Kindergeburtstag.

Mein nächster Versuch war ein Kürbiskuchen – ohne Backmischung. Große Steigerung. Ich machte eine Ganache dazu. Wow voll die Bäckerin. Der Kuchen war lecker, die Ganache fanden alle ziemlich naja. Immerhin eine Erfolgsquote von 50%.

Im nächsten Anlauf fingen mein Mann und ich gemeinsam an zu backen. Besser gesagt, er fing an und ich klinkte mich ein. Cookies waren es. Die ersten ein wenig knusprig und verbrannt. Die zweiten, mit zu Freunden genommen, Dose leer, voller Erfolg. Yeah!

Dann sind wir in die Königsklasse eingestiegen. Macarons. Was sollte es auch anderes sein mit französischem Mann.

Unsere ersten Macarons

Ich kann euch sagen, sie wurden Hammer. Von unserem Sohn, dem Macaronsfan Nummer eins, der Junge mit Berufswunsch Macaronsbäcker, gab es einen Daumen hoch und unsere französischen Freunde fanden sie impeccable.

Mein Mann und ich sind also dabei ein neues gemeinsame Hobby aufzubauen. Wenn die Kinder abends im Bett liegen, tanzen und singen wir nun backend durch die Küche. Das ist eigentlich das Schönste daran!

YouTube

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9. Ich bin jetzt auf Instagram

Im Spätsommer bin ich auf Instagram gegangen – ein Thema für den Jahresrückblick 2020. Ich kann das selbst kaum glauben. Damit habe ich nicht gerechnet. Eigentlich bin ich eine Social-Media-Muffeline. Bei dem Thema bin ich wie ein angestaubtes Buch. Plötzlich hatte ich einen Instagram Account, fing an Fotos zu posten und Stories zu erstellen. Ich stellte mir neue Fragen über die Öffentlichkeit meines Privatlebens.

Instagram macht tatsächlich ziemlich viel Spaß. Das hat mich überrascht.

Mein Instagram am 21.12.

Inzwischen habe ich 222 Follower. Ich weiß das ist nichts in der Social-Media-Welt. Doch ich bin ganz stolz auf diese Zahl. Immerhin gehörte ich zu den letzten mit Smartphone und bekam meinen Facebookaccount, als sich da schon niemand mehr anmeldete.

Was ich am tollsten finde – ich kann mich mit vielen anderen Hochzeitsdienstleister*innen vernetzen. Ich habe Kontakt zu Dienstler*innen aufgenommen die ich bereits von Hochzeiten kenne, habe neue Hochzeitshomies kennengelernt und ein paar sogar schon persönlich getroffen. Das hilft mir meine Paare gezielter zu beraten. Das ist eine super Sache.

Außerdem habe ich auf Instagram diese Jahresrückblick 2020 Challenge von Sympatexter gefunden und schreibe nun meinen ersten Jahresrückblick ever. Das freut mich und macht Spaß.


 

10. Zum zweiten Mal Mama

Das Einschneidenste dieses Jahr war die Geburt meiner Tochter. Dahr muss sie in diesen Jahresrückblick 2020. An ihre Geburt kommt kein Corona, kein Lockdown und auch sonst nichts ran. Zu unserem Jungen gesellte sich am 20.02.2020 eine Schwester. Was für ein Geburtsdatum. Lustigerweise lagen wir danach in Zimmer 220. Zufälle gibt es.

Das Baby ohne Namen

Krankenhausarmband meiner Tochter

Mein Mann und ich hatten keinen Vornamen für unser Kind. Wir hatten uns einfach nicht einigen können. So saßen wir da als frisch gebackene Eltern mit unserem namenlosen Baby. Auf dem Krankenhausarmbändchen unserer Tochter stand daher „Säugling (SGL) Calba“. Nach ein paar Stunden haben wir den perfekten Namen für unsere Tochter gefunden. Doch der bleibt hier geheim.

Wieder ein Kaiserschnitt

Ich hatte einen Kaiserschnitt – es war mein zweiter. Wie mein Sohn lag meine Tochter in der Beckenendlage. Ich wollte in jedem Fall einen zweiten Kaiserschnitt verhindern, da meine erste Geburt ein traumatisches Erlebnis war. Das saß so tief, dass ich lange gar kein zweites Kind wollte.

Glückliche Mama nach Kaiserschnitt

Als es bei meiner Tochter wieder persistente Beckenendlage hieß, brach eine Welt zusammen und ich in Tränen aus. Ich habe alles versucht, einen Kaiserschnitt zu verhindern. Ich war bei der Osteopathie, bei der Chiropraktik, habe Purzelbäume im Wasser geschlagen, Hypnosen, Moxen, hatte eine Expertin von Spinning Babys aus Hamburg da, habe meinen Bauch tapen lassen, bin sogar bis nach Berlin in die Charité gefahren für eine äußere Wendung. Nichts – persistente Beckenendlage. Ich war am Verzweifeln und am Ende in einer Art Schwangerschaftsdepression. Ohne meine Hebamme wäre ich nicht so gesund und stark aus der ganzen Sache rausgekommen. Danke Arezou!

Ich suchte ein Krankenhaus, das eine Beckenendlage spontan entbinden würde. Nach einer langen Krankenhausodysee und etlichen Enttäuschungen fand ich das Krankhaus St. Louise in Paderborn. Sie haben sich auf spontane Beckenendlagengeburten spezialisiert und wollten den Weg mit mir gehen. Mein Becken wurde im MRT vermessen, die Maße meiner Tochter genau bestimmt und ich bekam grünes Licht.

Unglaublich aber wahr, ein paar Tage vor der Geburt drehte meine Tochter die Füße nach unten. Das konnte nicht sein. Nur 0,2 % der Kinder sind bei Geburt reine Fußlagen. Als die Wehen losgingen, fuhren wir über 100 km für die spontane Geburt nach Paderborn.

Die Füße meiner Tochter

Leider lagen die Füße noch immer voran und das Krankenhaus entschied sich für einen Kaiserschnitt. Ich brach zusammen. Doch Mein Mann und das Personal haben mich so toll begleitet. Die Gynäkologin sagte: „Es tut mir leid. Ich weiß Sie haben es sich anders gewünscht.“ Die Hebamme und die Ärztin waren die ganze Zeit über für mich da, haben mir gesagt, dass ich stark bin, dass ich einen zweiten Kaiserschnitt schaffen werde, dass ich stolz auf mich sein kann. Sie wussten um meine Erfahrung und Ängste und sind sehr sensibel damit umgegangen. Sie haben alle meine Wünsche für einen Kaiserschnitt berücksichtigt und am Ende hatte ich trotz allem eine schöne Geburt. Ich durfte meine Tochter direkt nach dem Kaiserschnitt berühren und das war das Schönste überhaupt – wie ihre Backe auf meiner lag. Zu fühlen das sie da ist, meine Tochter.

Ich bin jetzt Expertin für Beckenendlage

Am Ende habe ich aus dieser Erfahrung sehr viel gelernt. Inzwischen ist es so, dass mich hin und wieder Hebammen anrufen und ihre Frauen mit Beckenendlagen an mich verweisen. Ich gebe zu, da bin ich schon ein wenig stolz drauf.

Anfangs habe ich sehr an mir gezweifelt, mir Vorwürfe gemacht – hast du alles versucht, hast du zu viel versucht, ist es deine Schuld? Heute bin ich auf Grund meiner Erfahrung stolz und stark, auch wenn ich noch immer traurig bin, kein Kind auf natürlichem Weg geboren zu haben. Doch ich kann damit umgehen und weiß, dass ich alles richtig gemacht habe.


 

11. Projekt Vorgarten

Dieses Jahr habe ich einen Vorgarten angelegt. Er sollte ein Blickfang werden. Da ich freie Traurednerin bin, stellte ich ihn mir irgendwie romantisch vor. Paare sollen sich bei Ankunft sofort wohl und angekommen fühlen. Blumen noch und nöcher wollte ich. Ich liebe Blumen. Das habe ich immer schon. Was mir fehlt ist der grüne Daumen. Ich habe keine Ahnung vom Gärtnern. Ich habe nie einen Garten besessen. Jede Zimmerpflanze ist bei mir dem Tode geweiht und ruft vertrocknend nach Wasser.

Aber auf den Vorgarten hatte ich richtig Lust. Er wurde mein ganz eigenes Projekt am Haus. Ich hatte diese Idee von großen Hortensiensträuchern, Lavendel, einer romantischen Sitzecke und Blumen, Blumen, Blumen. Ich kann euch schon mal sagen – die Hortensien haben es nicht überlebt. Am Ende war ich aber sehr glücklich mit dem Ergebnis Vorgarten.

So ein winziger Vorgarten scheint auf den ersten Blick ein kleines Projekt zu sein. Ist ja eigentlich nicht so schwer – ein paar Pflanzen auswählen, setzen, angießen und warten das alles blüht. Denksde! Ist viel mehr Arbeit. 

Ein Baum wird gefällt oder mein französischer Schwiegervater und der Grünabfall

Im Vorgarten standen ein Ahornbaum und ein gigantischer stacheliger Strauch mit 10 cm langen Dornen.

Die große Entwurzelung

Die Stacheln hatten bereits mehr als zwei drei Fahrradplatten beschert. Strauch und Baum mussten also erst mal weg. Um die Dornen tat es mir nicht leid. Den Baum zu fällen fiel mir schon schwer. Doch er musste alleine deswegen wichen, weil er genau vor dem Küchenfenster wuchs und kein Lichtstrahl mehr den Weg ins Haus fand. Außerdem war er ein beliebtes Urinal für die männlichen Besucher der Diskothek um die Ecke.

Grünabfall bis oben hin

Über mehrere Tage zersägte ich hochschwanger mit Mann, Schwiegervater und Schwiegermutter den Baum. Dann ging es ans Entwurzeln. Drei Tage gebuddelt mit billigem Uraltspaten und gehackt mit stumpfer Axt. Ich irgendwann entnervt und mit Blasen an den Händen ins Gartencenter, erst mal einen anständigen Markenspaten und scharfe Axt gekauft. Zack – noch am selben Tag war das Riesenwurzelwerk Geschichte. 

Fragt mich nicht, wie wir den Dornbusch losgeworden sind, aber der ein oder andere blutige Finger war dabei. Wusstet ihr, dass so ein Dorn durch eine dicke Arbeitsschuhsohle geht? Ich nicht.

Berge von Grünabfall blockierten den Gehweg vorm Haus. Wie das Ganze Zeug wegbringen? Ich, als Deutsche, stellte mir dazu Fragen über Fragen.

Sicherung à la francaise

Googlete munter wie er straßenverkehrsordnungskonform transportiert werden kann, etcetra pp. In der Zeit hatte mein französischer Schwiegervater bereits sein Auto mit den Baumresten vollgestopft, den Dornbusch aufs Dach gehievt und sich auf den Weg zum Entsorgungshof gemacht. Er und mein Mann schickten mir nur noch das Foto von ihrer lustigen Fahrt. Thema erledigt.

Blumen kaufen, pflanzen – ach die sind giftig?

Unser Garten war nach der Entwurzelung erst mal wochenlang ein riesiger Haufen umgebuddelte Matsche. So lag er da und wartete, dass ich mich ihm erbarmen würde. Meine Entschuldigung – erstmal mein Baby zur Welt bringen.

Irgendwann war es so weit, das Projekt romantischer Vorgarten nahm wieder Fahrt auf. Ich ins Gartencenter und wild Blumen gekauft ohne irgendeine Ahnung, was ich da eigentlich hole. Sieht toll aus, kommt in den Einkaufswagen. Dabei natürlich Hortensien. Auch dabei, die ein oder andere Giftpflanze. Habe ich erst zu Hause gesehen, als ich den Gärtner meines Vertrauens Google befragte. Tja keine gute Idee mit Kind und Baby zu Hause. Blumen genommen und an Nachbarn ohne Kinder verteilt. Eine Giftpflanze habe ich dann doch unwissentlich gepflanzt. Die Küchenschelle. Sieht klasse aus. Nach dem Einpflanzen brannten meine Hände, die Haut wurde rot und begann zu jucken. Wieder Google gefragt und ach ne, die Pflanze ist so giftig, dass schon die Berührung Hautreizungen auslöst. Na danke und Aua. 

Garten Gestalten mit Ebay Kleinanzeigen

Nachdem alle Pflanzen gesetzte waren, sah der Vorgarten noch immer leer aus. Statt wieder ins Gartencenter zu fahren bin ich auf Ebay Kleinanzeigen gegangen. Das ist mein absoluter Tipp zur Gartenplanung. Ich war erstaunt, wieviel Leute Blumen, Gemüse und ganze Bäume zu verschenken haben. Bin dann mit Kind und Kegel zu einer Gartenauflösung gefahren.

Eine romantische Sitzecke – ein Kindheitstraum

Jetzt sah der Garten schon ziemlich nett aus, wenn auch immer noch etwas leer. Mein kleines Romantikerinnenherz wünschte sich eine Sitzecke.

Eine Bank musste her. Ein kleiner Wiesenweg, umrandet von Steinen sollte zu ihr führen. Rechts und links riesige Hortensien. Hach schmacht. Ist so ein kleiner Kindheitstraum von mir.

Eine neue Bank gekauft, Rasen ausgesät und Steine besorgt. Voilà! Mensch sah das toll aus.

Sieht schon ganz gut aus. Aber noch ziemlich leer

Eine bienenfreundliche Blumenwiese – oder wie der Mohn den Vorgarten eroberte

Nun waren da aber immer noch Lücken zwischen den Pflanzen. Meine Idee – auffüllen mit Blumensamen. Es sollten dort ein paar bienenfreundliche Blumen wachsen und insgesamt sollte sich ein Bild zwischen geplantem Garten und wilder Blumenwiese ergeben. Also habe ich wild Samen gestreut. Passt schon dachte ich. Ich war wohl etwas großzügig, denn am Ende überdeckte die Blumenwiese alles. Es sah wirklich wunderschön aus, doch von meinen Hortensien, dem Lavendel, der Küchenschelle und sonstigem war nichts mehr zu sehen.

Vorher gelesen welche Samen ich da eigentlich ausstreute, habe ich nicht. Zum einen toll, weil der ganze Sommer neue Überraschungen an Blumen brachte zum anderen ganz schön doof, weil auch so einiges kam was nervte. Da war Mohn über Mohn über Mohn. Tja Mohn blüht aber immer nur so einen halben Tag und ist dann wieder pfutsch. Zwar gab es dann Morgen zum Aufstehen schöne neue Mohnblüten, mittags waren die aber schon wieder abgefallen.

Die Blumenwiese in voller Pracht

Sonnenblumen – die Giganten in unserem Vorgarten

Dann zeigte sich etwas das wuchs und wuchs und wuchs, aber nicht blühte. Die Nachbarin meinte es seien Sonnenblumen. Aha Cool. Die hatte mein Sohn sich gewünscht. Während unsere Urlaubs gossen Freunde der Vorgarten. Sie schickten ein Foto mit gigantischen Sonnenblumen. Unser Vorgarten war nur noch ein Feld aus vertrocknetem Mohn und zwei meterhohen Sonnenblumen. Gelernt habe ich daraus: Nimm eine Samenmischung deren Inhalt die bekannt ist und streue sich nicht einfach drauf los.

Sonnenblumen un vertrocknetet Mohn

Die Tristesse des Winters und die Lehren für 2021

Nun ist es Winter und unser Vorgarten sieht nach Kraut und Rüben aus. Es ist eine gewisse Tristesse hineingezogen. Der angelegte Rasen hat es irgendwie geschafft zu Matsch zu werden und von der Blumenwiese ist kaum noch etwas übrig.

Auch wenn dieses Jahr nicht alles perfekt war, bin ich stolz auf meinen Vorgarten. Ich überlege schon, wie er nächstes Jahr wird. Immerhin weiß ich inzwischen, mein Wunschgartenstil heißt Englisch Cottage Style. Nächste Gartensaison kann ich also mit diesem Begriff ins Gartencenter fahren und mich beraten lassen. Ich freue mich auf das blühende Vorgartenjahr 2021.

Wintertristesse im Vorgarten


 

12. Jahresrückblick 2020 und was wartet 2021?

Kein Jahresrücklick 2020 ohne ein Ausblick ins nächste Jahr. Welche Ziele habe ich also für 2021?

  • Brautpaare glücklich machen!!!! Endlich wieder Brautpaare begleiten ihre Liebe zu feiern. Das sind tolle Aussichten.
  • Ein neues KDP Business starten. Ich habe so einige Low Content Bücher-Ideen für Brautpaare und Familien. Diese möchte ich nächstes Jahr umsetzen.
  • Eine Fortbildung im öffentlichen Dienst. Der ÖV ist mein zweites Standbein und ja es macht mir Spaß. Ich habe meine Leidenschaft für juristische Texte gefunden. Ich liebe es tief in die Handlungsspielräume der Exekutive einzusteigen. Da möchte ich tiefer eintauchen und Neues lernen.
  • Eine Coronaimpfung. Ja ich will mich impfen lassen. Vielleicht nicht bei den ersten (darf ich ja eh nicht als Mitdreißigerin), aber ich werde es tun. Ich berichte im nächsten Jahresrückblick
  • Mehr Netzwerken: Ich möchte meine Kontakte zu tollen Hochzeitsdienstleister*innen besser pflegen und mich in meiner wundervollen Wahlheimat besser vernetzen.
  • Unnütze Zahlen sammeln. Ohja top priority. Auf so was habe ich mal Bock. Wie oft wasche ich Wäsche, wieviel Kaffee trinke ich, wie oft bringe ich mein Kind zu spät in die Kita, wie oft telefoniere ich mit meinem Papa? Mal sehen was mir noch für Zahlen einfallen.
  • Mein Motto für 2020: „Tauche, lass dich ein und wage Neues“